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those who make things happen, those who watch things happen and those who wonder what has happened!“ |
Zuletzt
bearbeitet :
18. 2. 2018;
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Initiative
ELGA: Praxis-Check ELGA-Integration in
die Arztsoftware
aus der Sicht eines „friendly user“
- Hausarztes
Kann ELGA die hochgesteckten Ziele und Versprechungen der Politik
(„Patient braucht keine Befunde mehr zu sammeln und mitzubringen“, „mehr
Sicherheit“, „schnellere Information des Arztes“ und vieles mehr )
bei meiner praktischen Tätigkeit als Hausarzt erfüllen oder nicht?
Seit einem Jahr bin ich „ELGA friendly
user“
(Beta-Tester) und versuche in
enger Kommunikation und Kooperation mit Verantwortlichen aus Politik,
Wissenschaft und Industrie
die ELGA – Integration in meine
Arztsoftware und damit die Funktionalität
und Usability für mich als Anwender zu optimieren
Kurzes Fazit:
Derzeit ist ELGA noch kein alltags- und praxistaugliches Werkzeug, das den
behandelten Arzt umfassend unterstützt und damit dem Patienten hilft.
Das Potenzial dazu ist vorhanden, es benötigt aber die intensive Kommunikation und Kooperation zwischen
Anwendern, Industrie und Politik zur Weiterentwicklung
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bringt
ELGA nur in manchen ausgewählten Fällen
einen informativen Mehrwert für die
ärztliche Behandlung.
Erkauft wird dieser mit (zumindest
derzeit noch) in meinem Arztsoftwaresystem praxisuntauglich hohem zeitlichen und administrativen
Mehraufwand,
der deutlich größer ist als der
entsprechende Aufwand bei der Bearbeitung von vom Patienten als Hardcopy
(Papierausdruck) mitgebrachten
Behandlungsdokumenten.
ELGA wird noch viele Jahre aus verschiedenen Gründen
(Opt out des Patienten, Nichterfassung bestimmter
Diagnosen und ambulanter Befunde,
mangelnder Zugang zum e-Card System bei Hausbesuchen oder in Pensionistenheimen, u.v.m)
den vom Patienten mitgebrachten Papierbefund
oder die durch gerichtete Kommunikation übermittelten Daten nicht ersetzen können.
Auf Basis der gegenwärtigen Performance und Usability der ELGA Integration in
mein Arztsoftwaresystem wäre ich
derzeit nicht bereit für die
Installation und den Betrieb in meinem Arztsoftwaresystem Geld zu investieren
Die Ursachen für diese Situation sind vielfältig:
Am Beginn der Entwicklung auftraggeberfokussierte (Bund, Sozialversicherung und
Länder ) "top down" statt
anwenderzentrierte "Bottom up" Strategie
Falsche Vorstellungen
Überzogene Erwartungen
Überschätzung der tatsächlich
herstellbaren technischen Möglichkeiten und des dafür notwendigen Zeitrahmens
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Fehlende
Finanzierungszusage für die Anwender
Mangelnde Kooperation der Anwender
(Ärzte, Apotheker)
Unterschiedlichste Ansprüche und
Forderungen der Anwender
und viele mehr ….
Mit diesen etwa seit dem Jahr 2005
geschaffenen organisatorischen, politischen, rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen müssen wir jetzt
Anfang 2018 leben und
sollten versuchen für die
Zukunft das Beste daraus zu machen.
Was ELGA ist und was ELGA nicht kann:
Anders als der Name
"elektronische Gesundheitsakte" suggeriert ist ELGA kein
Softwaresystem, in dem Patientendaten bearbeitet und gespeichert werden können,
sondern ein Such- und Anzeigesystem (ungerichtete
Kommunikation ähnlich „Google“) in einem besonders gesicherten medizinischen Datennetz („GIN“) für bereits vorhandene
Dokumente und Daten.
Derzeit sind dies nur ärztliche und
pflegerische Entlassungs-, Radiologie und Laborbefunde von Spitälern und
Medikationsdaten von niedergelassenen Ärzten.
Labor und Röntgenbefunde aus dem
niedergelassenen Bereich sollen in den
nächsten Jahren folgen.
Bis auf Weiteres nicht erfasst sind
Ambulanzbefunde von Spitälern und Befunde von niedergelassenen Fachärzten.
Dies lässt auch schon deutlich die
dadurch zwangsläufig gegebene informative
Lückenhaftigkeit des Systems
erahnen, die durch weitere Faktoren (Opt out des
Patienten , Nichterfassung vom psychiatrischen und anderen Diagnosen
, mangelnde technische Verfügbarkeit eines e-Card-Systemzuganges z.B. in Pensionistenheimen oder bei Hausbesuchen,
situativ mangelnde Verfügbarkeit der e-Card des Patienten, und vieles mehr)
verstärkt wird.
In solchen Situationen wird uns auch noch auf viele Jahre hinaus nur ein
Papierbefund
oder die seit
mehr als 2 Jahrzehnten verfügbare gerichtete
elektronische Kommunikation helfen.
Die ELGA Funktionsebenen:
1.) Dokumenten-Erstellung: derzeit
nur in den Spitälern
2.) Dokumenten-Suche und Download
3.) Anzeige, Weiterbearbeitung und Abspeicherung/Indexierung in
der Arztpraxis
Ad 1.) die technischen Grundlagen dafür sind definiert in den CDA Stylesheets und sollten möglichst bald im höchsten
Level (CDA EIS level 3) umgesetzt werden.
Wichtiger jedoch ist die
Layout-Gestaltung dieser Dokumente in einer Form die es dem nächsten
ärztlichen oder pflegerischen Anwender erlauben
die für ihn relevanten Informationen
auf den ersten Blick rasch zu erfassen.
Nicht
die Darstellung möglichst vieler Daten
(ohne Reflexion automationsunterstützt generiert und damit oft ohne wirklichen Informationswert) sondern die
Anzeige nur der kontextrelevanten
Informationen muss das Ziel
sein.
Dazu gehört auch z. B. die Priorisierung der
Diagnosen nach medizinischer Behandlungsrelevanz anstelle von LKF oder
sonstigen Abrechnungserfordernissen.
Ziel muss sein die weiterbehandlungsrelevanten
Informationen innerhalb von maximal
30 Sekunden auf dem ersten
Bildschirm oder Seite des Ausdruckes
mit Hinweis auf eventuell nötige weitere Details erfassen zu können ("wer,
wann, wo, warum, Warnhinweise, was ist weiter zu tun")
Ad 2.) : mit der ELGA Architektur und den Vorgaben für Standardisierungen wurden die
notwendigen Grundlagen geschaffen.
Nachbesserungen sind jedoch dringend
im Bereich der Übertragungsgeschwindigkeit
im GIN
notwendig.
256 K/sek
(Standardgeschwindigkeit der e-Card Leitung !) sind
im Jahr 2018 einfach nicht mehr zeitgemäß und
führen zu Downloadzeiten wie „anno dazumal“
im "World Wide Web" (40 bis 50 Sekunden für das Öffnen eines
einzigen Dokuments !)
ad 3.) hier stehen in der Arztpraxis
grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur
Verfügung:
a) die von der SVC erstellte sogenannte „Browser Lösung“
b) die vom jeweiligen
Arztsoftware-Hersteller umgesetzte „integrierte
Lösung“
ad
a)
Die Browser Lösung ermöglicht nach einem etwas
umständlichen Anmeldeverfahren über den e-Card Web Browser einen Einstieg
in die Dokumentensuche für einen Patienten.
Alleine der Aufruf der Dokumentenübersichtsliste dauert im Regelfall etwa 40-50 Sekunden.
In der dargestellten Liste ist keine
Sortierung nach Art des Dokuments oder anderen Kriterien möglich
.
Die Navigation in der Liste ist nicht
anwenderfreundlich ( z.B: "Rückkehr zur Übersicht"- Button
nur ganz unten in der Liste )
Der Aufruf jedes einzelnen Dokuments (ärztliche und pflegerische
Entlassungsbriefe, Labor und Röntgenbefunde) dauert wiederrum
zwischen 40 Sekunden bis zu im
Extremfall mehreren Minuten (32 MB Entlassungsbrief vom AKH mit Bildern von
einer Gastroskopie).
Wir vermuten dass die Ursache für diese langen Ladezeiten in der extrem geringen Übertragungsgeschwindigkeit
der e-Card Leitung (256 K/sek) liegt.
Es ist wohl leicht nachzuvollziehen dass dieses Verfahren (unerträglich hoher
Arbeitszeitbedarf für Arzt und Praxispersonal )
nicht für den Einsatz im
Routinebetrieb geeignet ist und
nur ihn besonders dringend erscheinenden
Fällen angewendet werden kann.
Vorteil ist daß
für die Arztpraxis keine
Investitionskosten anfallen (Vorhandensein eines e-Card-Webbrowser
vorausgesetzt)
ad b)
Die Integration der
Dokumentenübersichtliste und des Dokumentenaufrufes in die jeweilige
Arztsoftware ist wohl
das einzig praxistaugliche
Darstellungsverfahren für ELGA und
kann auf verschiedenen Usability-Levels erfolgen.
Meine Arztsoftware, obwohl die meist
verwendete in Österreich, stellt derzeit noch, ebenso wie die
Browserlösung,
nur eine Dokumenten-Übersichtsliste und aus dieser heraus
den Dokumenten-Aufruf mit
Druckmöglichkeit in einem separaten Anwendungsfenster zur Verfügung.
Durch Verwendung des e-Card Mehrwertkanals (max 1 MB/sek) geschieht dies allerdings etwas rascher als in der Browserlösung der SVC.
Es kommt immer wieder zu Verbindungsunterbrechungen
zum ELGA - System, deren Ursache trotz intensiver Nachforschung bisher nicht klärbar ist.
Andere, kleinere Arztsoftware-Hersteller haben bereits
eine wirklich integrierte Lösung des
ELGA Zugangs in die jeweilige Patientenkartei erarbeitet.
Die Übersichtsliste und die Dokumente werden dort, in Anzahl
und Art nach Erfordernis der Praxis und Wunsch
des Arztes wählbar, bereits
unmittelbar nach „Stecken“ der e-Card
bei der Patienten-Anmeldung, vorweg
während der Wartezeit des Patienten automatisch heruntergeladen ("prefetching")
und sind dann direkt aus der Patientendokumentation einfach und schnell
aufrufbar.
Allerdings wird "Prefetching" aus Sorge vor Arzthaftung von einem Teil
der Kollegenschaft abgelehnt.
Entgegen der bisher herrschenden Meinung (siehe Punkt 2.4.2, Seite 24 : dass
mit dem Vorladen der Dokumente bestätigt und für den Patienten nachvollziehbar
wird, dass der Arzt alle vorgeladenen Dokumente auch gelesen hat (egal ob er
das auch tatsächlich macht oder nicht) muß hier für die Zukunft juristisch klar und nachvollziehbar festgelegt
werden, daß dies nur
im unmittelbaren Zusammenhang mit einer
Behandlung in einem situativ
zumutbaren Umfang möglich sein kann, genauso wie wenn der Patient Befunde
in Papierform selbst mitbringen würde.
Scherzhaft hat ein Kollege schon gemeint er wird einen PC mit Drucker im
Wartezimmer aufstellen und die Patienten werden die Möglichkeit haben
ihm die wichtigen Befunde dort auszudrucken und zur Beratung in das
Sprechzimmer mitzubringen.
Mit „Prefetching“
beginnt für mich eine praxistaugliche Usability von ELGA in der Arztpraxis.
Wesentlichstes Kriterium ist, wie in anderen Bereichen auch, die Geschwindigkeit/der Zeitbedarf für den
Dokumentenaufruf.
Ziel sind „sub
second screen flips“ (Bildwechseldauer unter 1 Sekunde):
Our goal is subsecond ‘‘screen flips’’ (the time it takes
to transition from one screen
to the next),
which appears anecdotally to be the threshold
that is important
to our users.
While this may be a difficult
standard to achieve, it should
be a primary goal.
aus: Ten Commandments for Effective Clinical Decision Support
Weitere Funktionalitäten müssen ausgebaut werden z.B. die Möglichkeit die Dokumente zu bearbeiten
(Markierungen, Ergänzungen, Kommentare,
Weiterverordnung von Medikamenten direkt aus dem ELGA-Dokument,
einfache Übernahme von Freitext, Diagnosen, Aufenthaltsdaten und Ähnlichem
direkt in entsprechende Karteibereiche der Arztsoftware und vieles mehr
) und die so erstellten Veränderung
(Aktualisierung) in Kartei des Patienten zum aktuellen Datum abzuspeichern,
um sie dann dem Patienten auszudrucken, an Pflegedienste weiterzuleiten o.ä.
Damit reduziert sich auch in vieler Hinsicht das Haftungsproblem weil in meiner Dokumentation genau erkennbar und
dokumentiert ist,
was durchgelesen und mit dem Patienten besprochen wurde
Mit diesen zusätzlichen Funktionalitäten würde ELGA dann wirklich die Arbeit das Hausarztes (oder auch
Facharztes) erleichtern und beschleunigen
Wien, am 18.2.2018
Dr. Christian Husek
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Mehr Meinungen und Kommentare in der
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Initiative ELGA "friendly user" work group
Kontakt : Mail an office@initiative-elga.at