Reaktion auf   Kommentar Peter Rabl: „Bittere Pillen für Mediziner“

 

 

sehr geehrter herr dr. peter rabl!

es ist einige jahre her, als ich – zusammen mit einer anzahl von ärztinnen und ärzten. die so denken wie ich – mein langjähriges abo des kurier storniert habe. grund war damals ihre unerträgliche hetze gegen meinen berufsstand. kurz darauf waren sie dann nicht mehr chefredakteur dieser zeitung. am samstag entnahm ich eben diesem kurier ihren artikel, den ich hier auch beilege und ein wenig kommentieren möchte:

es sei in einem freien staat jedem unbenommen, seine meinung kund zu tun, deshalb akzeptiere ich selbstverständlich ihre stellungnahme. als humanistisch geprägter mensch und arzt sei es mir aber genauso erlaubt, meine meinung zu sagen: ihre aussagen sind schlichtergreifend naiv und kurzsichtig – es sei denn, sie haben anderes im schilde.

sie nehmen – vielleicht einige wenige (ärzte) - als beispiel für eine persönliche analyse des generellen "kostenverursachers" im gesundheitssystem – des arztes (der ärztin). sie übersehen dabei geflissentlich, dass sie selbst doch der wirkliche verursacher sind: ihre lebensweise, ihr altern, ihre riskiofaktoren, ihre gene. wenn ich nämlich ihre krausen gedanken weiterspinnen würde, würde innerhalb kurzer zeit eine kostenreduzierung entstehen, wenn die ärzte statt 72 stunden/woche nun 80 stunden/woche arbeiten, selbstverständlich bei lohnkürzung (ist ihnen eigentlich bewusst, dass das grundgehalt eines facharztes an einer abteilung eines nö landeskrankenhauses bei einhaltung einer 40 stundenwoche, ohne nachtdienste, wohl kaum die bezeichnung „leistungsgerecht“ verdient?). auch sei ein kostenreduktionseffekt aus ihrer sicht durchaus verständlich, wenn der hausarzt im bedarfsfall halt keine kleine wundversorgung ihrer schnittverletzung mehr durchführen kann und gleich ins kh zuweist (bzw der patient gar nicht erst diesen kostenverursacher-arzt aufsucht). auch ein ekg kann sich der internist bald sparen, denn im avz (armen-versorgungs-zentrum) sind patienten viel besser, weil billiger, aufgehoben! dort macht und befundet das ekg dann ja wahrscheinlich ein billigarzt aus der ukraine bzw. moldawien.

ich freue mich auch darüber, dass bei ihrem „kostenfaktor medikamente“ die apotheker so gut wegkommen. denn die kugelschreiber mit medikamentenaufdruck, die sie wohl mit ihren „geschenken an die ärzte“ meinen, werden den kostenfaktor deutlich verringern, weil sie dann wegfallen werden. und die „neuen medikamente“, die so teuer sind und bei leukämien, brustkrebs usw. oft genug schon bei einer heilung des menschen mithelfen, werden halt nur mehr in slowenien und den anderen eu-ländern um österreich herum verabreicht. denn die ärzte hierorts haben ja nie nach medizinischen guidelines behandelt, immer nur fernreisen nach rio auf pharmakosten gemacht. dfp-programme (diplomfortbildungsprogramme) machen ja auch nur verkäufer und journalisten.

ich gratuliere ihnen somit zu ihrer scharfsinnigen analyse und vergönne ihnen von ganzem herzen ein gesundheitssystem, das ihren anforderungen entspricht.

aber halt! da hab ich jetzt einen fehler gemacht! ihre vision eines gesundheitssystems dürfte ja nur für jene bestimmt sein, die sich den privatarzt und die salzburger festspiele nicht leisten können.

abschließende frage:
haben sie schon einmal anlässlich eines krankenbesuchs einer betagten mitbürgerin ohne auto ein packerl aufs nächste postamt in 22km entfernung mitgenommen? schon mal über die verlierer sogenannter „reformen“ geschrieben oder gar an sie gedacht ?

egal, ich akzeptiere es, wie es kommt. ich hab auch keine probleme, mich um meinen lebensstandard sorgen zu machen. ich hab einen 7 jahre alten vw-passat, allrad natürlich, damit ich meinen menschen auch im winter helfen kann. ich habe 3 prächtige kinder von 12 bis 19, eine liebe frau, die als gym-lehrerin engagiert englisch unterrichtet. mein durchschnittliches einfamilienhaus werd ich schon noch „derhalten“ können, und mein 25 jahre alter wohnwagen für den familien-campingurlaub wird halt noch ein paar jahre länger „herhalten“ müssen. glauben sie nicht auch, dass das reicht? könnte es nicht sein, dass ich mich um das wohlergehen meiner menschen, gerade hier am land, viel mehr sorgen macheweil ich ihre nöte kenne ?

es grüßt sie der patiententiger christian schwarz

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dr. christian schwarz

landarztpraxis für allgemeinmedizin

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