Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizepräsident!
Manche Ihrer gesundheitspolitischen Statements schätze ich sehr
(zuletzt OGH-Urteil „Leben als Schaden“), umso mehr verwundert war ich über
Ihre vom ORF übermittelte Botschaft (Medikamentenvertrieb
an Pharmazeuten vorbei) vom 16.3., die erst einen Tag später auch auf der HP der
österreichischen Ärztekammer zu finden war.
Journalisten nehme ich ja nicht wirklich ernst, zu sehr läßt die Qualität deren Recherche oft missen, aber Ihre Originalzitate haben es in sich
:
…. erhebliche Einsparungen bei den Medikamentenkosten.
….biete sich an, das
Modell der ärztlichen Hausapotheke auf das Gesamtsystem der
Medikamentenversorgung zu übertragen.
….Ärztinnen und Ärzte mit Hausapotheken auf dem Land entschieden kostengünstiger verordnen als alle anderen Kassenärzte.
….Ärztinnen und Ärzte mit einem umfassenden Versorgungsauftrag,
der neben Diagnose und Therapie auch die direkte Abgabe von Medikamenten
umfasst, verschreiben weniger.
….gebe es von Ärzten auch höhere Rabatte für die
Sozialversicherungen als bei öffentlichen Apotheken
….ermögliche Kosteneinsparungen zwischen 130 und 250 Millionen
Euro jährlich
Haben Sie und Ihre Berater wirklich überlegt, welche
unbewiesenen Behauptungen und Forderungen Sie hier aufstellen, was Sie den
Kollegen hier vorwerfen und welche Konsequenzen Ihre Forderungen für uns
niedergelassene Kassen-Ärzte, insbesondere im städtischen Bereich bedeuten ??
Sollen wir neben der Diskont („Sozial“-) – Kassenmedizin noch
den Diskont(„Sozial“) -vertrieb für Medikamente übernehmen ??
Wie sollen wir die Lagerhaltung, Organisation,
Qualitätssicherung, etc. für den Betrieb organisieren, Personal anlernen
und die Räume für die Lagerhaltung bereitstellen ??
Verschreiben wir Ärzte in den Städten alle unökonomisch
??
Glauben Sie wirklich, daß wir apriori besser wirtschaften als Apotheker mit
jahrzehntelanger Erfahrung und entsprechender Schulung und Ausbildung
??
Wesentlich sinnvoller erschiene mir eine Intensivierung und
Verbesserung des Dialoges und der Kooperation mit unseren wichtigsten
freiberuflichen Partnern im Gesundheitssystem: den Apothekern !
Auch diese sind von vielen Entwicklungen existentiell bedroht,
haben sich aber schon seit vielen Jahrzehnten besser an die sich verändernden
Bedingungen adaptiert und auch entsprechende Erfolge bei
Kassenverhandlungen erzielt, die ich bei unseren Kassenverhandlungen sehr
vermisse.
Auch die wirtschaftliche Kompetenz der Apotheker übertrifft in
vielen weit die unsere, da sie bereits seit langer Zeit gewohnt sind, sich
durch Service und Kompetenz auch bei Privatleistungen zu profilieren bzw. sich
überhaupt, neben dem Kassenleistungen, diesen freien Bereich gesichert haben.
Wir können von den Pharmazeuten viel lernen und sollten sie so
sehen wie sie sind: Unsere wichtigsten freiberuflichen Partner im Gesundheitssystem !
Verbessern und intensivieren wir die Zusammenarbeit zum Nutzen
unserer gemeinsamen Kunden, den Patienten !!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christian HUSEK